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Demenzkranke profitieren von Memantine

Demenzkranke profitieren von Memantine

In einer Studie wirkte Memantine gegen Wahnvorstellungen, Reizbarkeit, Agitation, Aggression und nächtliche Unruhe. Dadurch bessert oder stabilisiert sich das klinische Gesamtbild.

Von Nicola Siegmund-Schultze

BONN. Mangelnde Toleranz von Behandlungsmaßnahmen wie intravenösen Zugängen, Nasogastral-Sonden oder Blasenkathetern, motorische Unruhe, Nachtaktivität: Das sind typische Probleme bei der stationären Versorgung von dementen Patienten und Krankenhäuser der Akutversorgung sind oft nicht genug auf solche Situationen vorbereitet, so Professor Ralf-Joachim Schulz, Chefarzt der Klinik für Geriatrie am St. Marien-Hospital in Köln.

„Bei Akuteinweisungen fehlen häufig Informationen von Hausärzten oder Pflegeeinrichtungen über Demenz-Erkrankungen, und an den Krankenhäusern gibt es noch zu selten Handlungsanweisungen, wie in der Akutsituation getestet und reagiert werden sollte.“

Probleme bei der Behandlung von Demenz-Kranken und die Furcht vor Stürzen verwirrter Patienten sind nach Einschätzung von Schulz häufig Anlass für freiheitsbegrenzende Maßnahmen, denn dort gibt es zunehmend weniger Spielraum für eine flexible, den biografischen Besonderheiten angepasste Versorgung.

Der Kostendruck an den Kliniken berge die Gefahr, dass diagnostische und therapeutische Leistungen bei dieser Patientengruppe auf ein absolut notwendiges Minimum beschränkt werde und erhöhe das Risiko für eine frühzeitige Entlassung in eine instabile Versorgungssituation.

„Der Verlauf des Krankenhausaufenthalts aber erweist sich für viele dementiell Erkrankte als entscheidend für den weiteren Krankheits- und Versorgungsverlauf“, sagte Schulz bei einer Veranstaltung des Unternehmens Merz in Bonn.

Wenn es gelinge, das Fortschreiten von kognitiven und funktionellen Defiziten zu verlangsamen und einer Erhöhung des Betreuungsaufwands vorzubeugen, seinen wichtige Ziele für die Lebensqualität der Patienten und der Betreuer erreicht, so Professor Matthias Riepe, Leiter der Sektion Gerontopsychiatrie der Uni Ulm.

Memantine bessern oder stabilisieren Zustand

Memantine (Axura®), N-Methyl-D-Aspartat (NMDA)-Rezeptorantagonist, verbessert oder stabilisiert das klinische Gesamtbild und bereits manifeste Verhaltensstörungen, erläuterte Riepe.

So habe die Auswertung gepoolter Daten von sechs randomisierten, placebokontrollierten doppelblinden Studien mit 1826 Patienten mit moderater bis schwerer Demenz ergeben, dass sich unter Memantine 24 bis 28 Wochen nach Studienbeginn Symptome wie Wahnvorstellungen, Reizbarkeit, Agitation, Aggression und nächtliche Unruhe im Vergleich zu Placebo statistisch signifikant weniger verschlechtert oder sogar verbessert hatten (Int J Geriatr Psychiatry 23; 2008: 537-45).

Eine Stabilisierung oder Verbesserung lasse sich bei etwa als 80 Prozent der Patienten erreichen (6-Monate-Daten), der Betreuungsaufwand vermindern oder stabilisieren.

Bei Patienten, die mit dem Cholinesterasehemmer (ChEI) Donepezil therapiert werden, lässt sich durch eine Kombination mit Memantine die klinische Verschlechterung wirksamer hinauszögern als bei einer Monotherapie mit dem ChEI alleine, belegen nach Angaben von Riepe die Responderanalysen aus mehreren Studien mit insgesamt 1092 Patienten (MMSE < 20), die entweder die Kombination oder den ChEI plus Placebo erhalten hatten. Im Verlauf von sechs Monaten wurden bei 19,6 Prozent der Monotherapierten ausgeprägte Verschlechterungen diagnostiziert, aber nur bei 8 Prozent der Patienten unter der Kombinationsbehandlung. Für jegliche klinische Verschlechterung betrugen die Werte 17,9 und 28,5 Prozent (Doppel-/Monotherapie). "Eine generelle Empfehlung für die Kombinationstherapie zu geben, wäre derzeit nicht leitliniengemäß", sagte Riepe. Quelle: http://www.aerztezeitung.de/extras/druckansicht/?sid=823543&pid=831778